Ehrungen im Rahmen der Viszeralmedizin 2024

Wir freuen uns, besonders verdiente Persönlichkeiten unserer Fachgebiete im Rahmen der Viszeralmedizin zu ehren. Wir gratulieren allen Ehrenpreisträger*innen sehr herzlich zu dieser Auszeichnung und ihren herausragenden Lebenswerken.

Ismar Boas-Medaille der DGVS

Prof. Silvio Danese, Mailand (Italien)

Prof. Silvio Danese ist Professor für Gastroenterologie und seit Oktober 2021 Direktor der Abteilung für Gastroenterologie und gastroenterologischen Endoskopie an der Vita-Salute San Raffaele Universität und am IRCCS San Raffaele Hospital in Mailand, Italien. Zuvor war er Professor für Gastroenterologie und Direktor des IBD und Immunology Center am IRCCS Humanitas, Rozzano, Mailand, Italien.

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Seine klinische und wissenschaftliche Ausbildung hatte er zuvor an der Policlinico Gemelli in Rom sowie bei Prof. Claudio Fiocchi an der Case Western Reserve University, Cleveland, Ohio, USA erfahren. Seine wesentlichen Forschungsinteressen beschäftigen sich mit grundlagenwissenschaftlichen und auch klinischen Untersuchungen, die eine Entschlüsselung der Pathogenese von CED ermöglichen sollen. Seine Forschung ist gekennzeichnet durch seine enormen Fähigkeiten und hohe Intelligenz, die ihn auch außerhalb der üblichen Wege „out of the box“ denken lassen.

Hierdurch sind in den letzten Jahren zahlreiche innovative pathophysiologisch relevante Konzepte erwachsen, unter anderem zur Bedeutung der Angiogenese- und Fibroseentwicklung bei CED. Er hat mehr als 1100 in Pubmed gelistete, wissenschaftliche Arbeiten publiziert. Neben seinen grundlagenwissenschaftlichen Arbeiten beschäftigt er sich aber auch mit der klinischen Praxis der CED, hat als Leiter zahlreicher internationalen CED-Studien mitgewirkt und diese auch hochrangig publiziert.

Er ist Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Organisationen, unter anderem auch als ehemaliger Präsident in der European Crohn´s and Colitis Organization (ECCO) und der United European Gastroenterology (UEG) als aktueller Research Chair.

 

Über den Namensgeber Ismar Boas

Ismar Boas (1858 – 1938), erster Spezialarzt für Magen- und Darmkrankheiten, trug durch seine Initiativen entscheidend zur frühen Etablierung und Weiterentwicklung des neuen Fachgebietes Gastroenterologie bei. Wissenschaftlich befasste er sich eingehend mit der Pathophysiologie der Magenerkrankungen und mit der Bedeutung der Stuhluntersuchung auf okkultes Blut. Als Jude musste Boas 1936 aus Deutschland emigrieren.

Thannhauser-Medaille der DGVS

Prof. Laurent Peyrin-Biroulet, Vandoeuvre-Les-Nancy (Frankreich)

Mit Prof. Laurent Peyrin-Biroulet ehrt die DGVS einen herausragenden Forscher und Arzt, dessen originellen und vielfältigen Arbeiten zu einem besseren Verständnis der Pathophysiologie, Diagnostik und Behandlung von Patienten mit CED führen. Sein umfangreiches wissenschaftliches Werk ist exemplarisch für exzellente innovative klinische Forschung. Aufgrund seiner besonderen Begabungen und Fähigkeiten auch außerhalb der üblichen wissenschaftlichen Pfade zu forschen und zu denken, sind zahlreiche relevante Erkenntnisse in den letzten Jahren entstanden, die auch einen wesentlichen Einfluss auf den klinischen Alltag gehabt haben.

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Laurent Peyrin-Biroulet ist Professor für Gastroenterologie an der Universitätsklinik Nancy und ein international anerkannter Experte auf dem Gebiet der CED. Seit Mai 2023 ist er Direktor des IHU INFINY, ein Institut, das sich schwerpunktmäßig mit der Prävention und Therapie von CED beschäftigt. Von 2015-2023 war er Präsident der GETAID, eines einzigartigen französischen Forschungsnetzwerkes für CED, das eine weltweite Anerkennung für hochqualifizierte wissenschaftliche Forschung auf dem Gebiet der CED genießt. Von 2020-2023 war er Präsident der European Crohn´s and Colitis Organization (ECCO). Er war und ist verantwortlicher Forscher und Leiter zahlreicher nationaler und internationaler akademischer und industrieller klinischer Studien. Während seiner noch jungen Laufbahn hat er mehr als 35 Millionen Euro an Forschungsmitteln eingeworben. Als Präsident von ICARE hat er eine prospektive europäische Kohorte mit mehr als 10.000 CED-Patienten von 2016-2019 rekrutiert, in der zum ersten Mal das Risiko-Nutzen Profil von aktuellen therapeutischen Strategien bei CED evaluiert werden soll. Er hat an der Entwicklung zahlreicher internationaler Indices zur Charakterisierung der Krankheitsaktivität von CED maßgeblich mitgewirkt bzw. diese initiiert.

Er hat mehr als 1000 in Pubmed gelistete Artikel. Er ist Topexperte in verschiedenen internationalen Forschungs-Ratings und zählt zu den weltweit am meisten zitierten Forschern auf dem Gebiet der CED.

 

Über den Namensgeber Siegfried Thannhauser

Siegfried Thannhauser (1885 – 1962) spezialisierte sich frühzeitig auf Stoffwechselkrankheiten. Er lieferte grundlegende Kenntnisse zum Purin- und Cholesterinmetabolismus sowie zur Entstehung der Gicht. Wegen seiner jüdischen Herkunft wurde Thannhauser im April 1934 als Ordinarius für Innere Medizin der Universität Freiburg entlassen. Er emigrierte 1935 in die USA und konnte an der Tufts University Boston seine biochemischen Arbeiten fortsetzen.

Endoscopy Award der Sektion Endoskopie

Prof. Naïma Lahbabi-Amrani, Rabat (Marokko)

Frau Prof. Lahbabi-Amrani erhält den Endoscopy Award 2024 der Sektion Endoskopie der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) für Ihre herausragenden Verdienste für die Ausbildung und Förderung der Gastroenterologie und vor allem der Endoskopie in Afrika.

Frau. Prof. Dr. Naima Lahbabi-Amrani, Dr. Amrani ist Professorin an der Faculty of Medicine and Pharmacy, Mohammed V University Marokko und Direktorin der Hepato-Gastroenterology Unit am Ibn Sina Hospital in Rabat.

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Sie fungierte als Secretary General der World Gastroenterology Organisation (WGO) und ist Direktorin und Leiterin des WGO Rabat Endoscopy Training Centers (RTC) an der Mohammed V University in Rabat Marokko. Sie ist Präsidentin der African Middle Eastern Society of Digestive Oncology (AMSDO) und Honorary President of The Pan-Arab Association of Gastroenterology.

Ein Meilenstein ihrer Karriere war und ist ihre Arbeit am Rabat Training Center (RTC) für Endoskopie. Frau Prof. Amrani hat die Leitung als junge Gastroenterologin bei seiner Gründung 1998-2001 übernommen. Unter ihrer Leitung hat sich das Zentrum zu einer führenden afrikanischen Institution für die Ausbildung und Weiterbildung von jungen Gastroenterologen und der flexiblen Endoskopie entwickelt. Das RTC Rabat Training Center, das in der Anfangsphase sowohl von der Gastroentrology Foundation München als auch von vielen europäischen und deutschen Gastroenterologen unterstützt wurde, ist inzwischen bekannt für seine exzellenten Schulungsprogramme, die auf dem neuesten Stand der Wissenschaft und Technik basieren. Prof. Dr. Lahbabi-Amrani hat maßgeblich dazu beigetragen, dass mehrere Tausend Medizinerinnen und Mediziner aus verschiedenen Ländern Nordost-Afrikas von diesen Ausbildungsprogrammen profitierten. Neben einer allgemeinen gastroenterologischen Ausbildung legte sie den Schwerpunkt vor allem auf die Ausbildung im Bereich der flexiblen Endoskopie. Ihre Vision und ihr Engagement haben dazu geführt, dass viele medizinische Fachkräfte und Einrichtungen in diesen Regionen besser ausgebildet und ausgestattet wurden und dadurch die Gastroenterologie in diesen Ländern gefördert wurde.

Auch als Anerkennung für ihre Tätigkeit wurde Frau Prof. Amrani 2019 zur Präsidentin (Secretary General) der World Gastroenterology Organization (WGO) gewählt und hat in dieser Funktion maßgeblich zur globalen Weiterentwicklung der Gastroenterologie und der Endoskopie beigetragen. Während ihrer Amtszeit als Präsidentin der WGO hat Prof. Dr. Lahbabi-Amrani eine Reihe bedeutender Initiativen ins Leben gerufen und gefördert. Sie hat sich unermüdlich dafür eingesetzt, den Zugang zu hochwertiger gastroenterologischer Versorgung in unterversorgten Regionen der Welt und des afrikanischen Kontinents zu verbessern.

Die Verleihung des Endoscopy Award 2024 der DGVS an Prof. Dr. Lahbabi-Amrani erfolgt als Würdigung und Anerkennung ihrer herausragenden Beiträge zur Förderung der Ausbildung junger Gastroenterologinnen und Gastroenterologen auf dem afrikanischen Kontinent .

Persönlichkeiten wie Prof. Dr. Naima Lahbabi-Amrani zeigen uns, dass Fortschritt und Ausbildung in der Medizin nicht nur durch technologische Innovationen, sondern auch durch Engagement, Vision und menschliche Empathie erreicht wird. Frau Prof. Amrani hat maßgeblich zur globalen Weiterentwicklung der Gastroenterologie und der Endoskopie beigetragen und hat vielen jungen Kollegen den Einstieg in das interessante Feld der Gastroenterologie und der flexiblen Endoskopie ermöglicht.

Walter-Kausch-Medaille der DGAV

Prof. Dr. med. Dr. h.c. mult. Markus W. Büchler, Lissabon (Portugal)

Prof. Dr. med. Dr. h.c. mult. Markus W. Büchler (Jahrgang 1955) studierte Medizin an den Universitäten Heidelberg und an der Freien Universität Berlin und approbierte 1980. Nach der chirurgischen Facharztweiterbildung in Berlin und Ulm wurde er 1987 Oberarzt an der Chirurgischen Universitätsklinik Ulm und 1991 Stellvertretender Klinikdirektor und W2 Universitätsprofessor für Chirurgie. Von 1993 bis 2001 war Prof. Büchler Klinikdirektor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie der Universität Bern (Schweiz) und wechselte in 2001 als Klinikdirektor an die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie der Universität Heidelberg.

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In den Jahren 2003 bis März 2023 war er Geschäftsführender Ärztlicher Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik und war außeruniversitär Chefarzt der Chirurgischen Abteilungen des Krankenhaus Salem (Heidelberg), der GRN Kliniken Sinsheim und Eberbach sowie des Krankenhauses Bergstraße (Heppenheim). Nach seiner Emeritierung an der Universität Heidelberg hat er sich auf seinem Spezialgebiet des Pankreaskarzinoms klinisch und wissenschaftlich einer nächsten Herausforderung gewidmet und ist Direktor des Botton-Champalimaud Pancreatic Cancer Centers in Lissabon, Portugal.

Prof. Büchler ist ein Pionier der Pankreaschirurgie und hat diese in den letzten Jahrzehnten durch grundlagenwissenschaftliche, translationale und klinische Forschung entscheidend weiterentwickelt. Neben der Entwicklung von zahlreichen technischen Neuerungen zur sichereren und onkologisch radikaleren Chirurgie hat Prof. Büchler durch internationale Vernetzung, u.a. durch Gründung der European Study Group of Pancreatic Cancer (ESPAC) und der International Study Group of Pancreatic Surgery (ISGPS) die Grundlagen für evidenzbasierte klinische Forschung gelegt.

Prof. Büchler hat über 2.800 Veröffentlichungen mit über 100.000 Zitierungen seiner Arbeiten und einen H-Index von 178 und ist damit der erfolgreichste deutsche medizinische Forscher. In den letzten Jahren wurde er wegen seiner klinisch relevanten wissenschaftlichen Beiträge mit einer Reihe von ehrenvollen Preisen ausgezeichnet, und anderem von der Deutschen Krebsgesellschaft mit dem Deutschen Krebspreis und von der Medizinischen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen mit der Jacob-Henle-Medaille. Weitere wissenschaftliche Preise, die Herr Prof. Büchler erhalten hat, sind u. a. die Ehrenmedaille der Polnischen Gesellschaft für Gastroenterologie, den Lifetime Achievement Award des EPC, die Amundsen Medaille (Oslo) und der Fritz Linder Forum Preis. Er hat zudem 7 Ehrendoktorwürden und 7 Ehrenprofessuren erhalten.

Prof. Büchler war und ist Mitglied bei über 30 Editorial Boards und war langjährig Chief-Editor von Digestive Surgery, Langenbecks Archives of Surgery, von Die Chirurgie und Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date. Prof. Büchler ist Ehrenmitglied in verschiedenen Fachgesellschaften (u.a. American College of Gastroenterology, Pancreatic Society of Great Britain and Ireland, Royal College of Surgeons, American College of Surgeons, Vereinigung der Bayerischen Chirurgen, der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie). Prof. Büchler war Präsident in nationalen und internationalen chirurgischen und wissenschaftlichen Fachgesellschaften (u.a. DGCH, DGAV, IHPBA, EPC, Schweizer Gesellschaft für Viszeralchirurgie) und hat in vielen weiteren Fachgesellschaften offizielle Funktionen inne.

Für dieses außergewöhnliche und beeindruckende Lebenswerk hat Prof. Büchler zum besonderen Fortschritt der Chirurgie von Leber, Galle und vor allem Pankreas national und mit weltweiter Beachtung beigetragen, weshalb ihm die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie auf der Viszeralmedizin 2024 die Walter-Kausch-Medaille verleiht.

 

Über den Namensgeber Walter Kausch

Walter Kausch (1867 – 1928) studierte von 1885 bis 1890 Medizin an der Kaiser-Wilhelms-Universität Straßburg und habilitierte dort 1890 mit dem Thema Diabetes mellitus bei Enten und Gänsen. Er war an der Chirurgischen Klinik der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität tätig, wurde 1902 leitender Oberarzt und übernahm 1905 die kommissarische Leitung. Im selben Jahr wurde er Ärztlicher Direktor des Auguste-Viktoria-Krankenhauses in Berlin. Eingang in die Weltliteratur fand seine im August 1909 erste partielle Duodenopankreatektomie (Whipple) in Berlin und begründete 25 Jahre vor Allen Oldfather Whipple die anspruchsvolle und komplexe Pankreaschirurgie.

Rudolf-Pichlmayr-Medaille in Silber der DGAV

Jörg Vollmann, Meerbusch

Herr Jörg Vollmann (Jahrgang 1967) startete nach dem Abschluss zum Betriebswirt in Düsseldorf, am 01. Juli 1994 bei der Firma Auto Suture Deutschland als Außendienst-Mitarbeiter und nach internen Schulungen übernahm er sein erstes Verkaufsgebiet im Grossraum Dresden. Es folgte ein Verkaufsgebiet im Grossraum Wuppertal/Hagen bis er im Jahr 2000 eine Regionale Leitung mit 10 Mitarbeitern in NRW übernahm. Schon in dieser Zeit lag ihm nicht nur der Vertrieb der Stapling- und Energy-Produkte sehr am Herzen, sondern genauso die Unterstützung der chirurgischen Fort- und Weiterbildung. So unterstütze er in dieser Zeit viele interne Schulungen von Kolleginnen und Kollegen als auch Fortbildungen für Chirurginnen und Chirurgen im europäischen Ausbildungszentrum von AutoSuture in Elancourt bei Paris.

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Die Firma Auto Suture Deutschland wurde 1998 von tyco Healthcare übernommen und 2007 in Covidien Deutschland umfirmiert. 2005 übernahm Herr Vollmann die Leitung für das gesamte Chirurgische Geschäft bei tyco/Covidien in Deutschland und im Jahr 2013 die Geschäftsleitung. 2015 übernahm Medtronic Covidien. Dies gilt bis heute als der größte Merger in der Medizintechnik Industrie. Herr Vollmann verantwortet bei Medtronic insbesondere das chirurgische Business und wurde im Jahre 2023 Geschäftsführer für Deutschland.

In all den Jahren lag ein wichtiger Focus seiner Tätigkeit in der Unterstützung der chirurgischen Weiterbildung. Mit seinem gesamten Team ist er bei sehr vielen Ausbildungskonzepten der DGAV aktiv. Sei es bei kleineren Tagesveranstaltungen, über mehrtägige Nahtkurse bis zur Zusammenarbeit bei Trainings-Konzepten auf Kongressen im Besonderen für unseren chirurgischen Nachwuchs. Genannt werden soll hier zudem das besondere Engagement für zukünftige Entwicklungen in unserem chirurgischen Fach, wie in der Nachhaltigkeit und visionär in der Umsetzung der Augmented Reality. Für einen amerikanischen Konzern relativ untypisch ist Herr Vollmann der konstante Ansprechpartner seit Jahrzehnten in Deutschland und dies v. a. für die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie. Für all diese stets angenehme und konstruktive Zusammenarbeit dankt ihm die DGAV ganz herzlich und verleiht Herrn Vollmann auf der Viszeralmedizin 2024 die Rudolf-Pichlmayr-Medaille in Silber.

 

Über den Namensgeber Rudolf Pichlmayr

Rudolf Pichlmayr (1932 – 1997) studierte von 1951 bis 1956 Medizin an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Nach ersten Anstellungen in der Pathologie und Kinderchirurgie wechselte er 1960 zu Rudolf Zenker an die Chirurgische Klinik der Universität München. Seine Habilitationsschrift über Anti-Hundelymphozyten-Seren war wegweisend für die Entwicklung früher immunsuppressiver Methoden. 1968 ging Pichlmayr an die MHH nach Hannover, übernahm dort die Abteilung für spezielle Chirurgie und Transplantationswesen und wurde 1973 Ordinarius für Abdominal- und Transplantationschirurgie. 1988 führte er die weltweit erste Split-liver-Transplantation durch. Er gilt als Pionier der Lebertransplantation, der Begriff „Transplantationsmedizin“ geht auf Pichlmayr zurück.

Rudolf-Pichlmayr-Medaille in Silber der DGAV

Prof. Dr. med. Thilo Wedel, Kiel

Prof. Dr. Thilo Wedel (Jahrgang 1966) studierte Medizin an der Nationalen Universität Asunción in Paraguay/Südamerika und der Universität Lübeck. 1993 begann er seine ärztliche Assistenzzeit zunächst im Lübecker Institut für Anatomie und dann an der dortigen Klinik für Chirurgie (Direktor: Prof. Dr. Hans-Peter Bruch). 1996 erfolgte nach der Promotion der Wechsel zurück an das Anatomische Institut (Direktor: Prof. Dr. h.c. mult. Wolfgang Kühnel), wo er sich 2001 habilitierte. Von 2003 bis 2004 war er als Forschungsstipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft am Institut für Neurophysiologie der Universität Brüssel tätig. 2006 wurde er zum außerplanmäßigen Professor ernannt und wechselte mit seiner Arbeitsgruppe an das Anatomische Institut der Christian-Albrechts-Universität Kiel (Direktor: Prof. Dr. Jobst Sievers).

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Von 2006 bis 2009 war er im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität tätig und Mitglied der internationalen Expertengruppe „Gastrointestinal Neuromuscular Pathology“. Für seine Forschungsarbeiten wurde er mit zahlreichen Wissenschaftspreisen ausgezeichnet. Nach Rufablehnungen im In- und Ausland wurde er 2015 zum Direktor des Anatomischen Institutes in Kiel bestellt und auf die Professur für Klinische Anatomie berufen, die mit der Leitung des Zentrums für Klinische Anatomie verbunden war.

In Zusammenarbeit mit dem Weiterbildungs-, Fortbildungs- und Qualitätszentrum (WeiFoQ) der DGAV (Prof. Dr. Heinz Buhr) und anderen Anatomischen Instituten etablierte Professor Wedel 2013 das „Theatrum anatomicum et chirurgicum“, um die für chirurgische Eingriffe relevante Anatomie mit Hilfe eines großen Präparatefundus zu veranschaulichen und um das DGAV-Weiterbildungscurriculum weiter zu entwickeln. Mit der DGAV richtet er zahlreiche Operationskurse zu laparoskopischen und roboter-assistierten Interventionen am oberen und unteren Gastrointestinaltrakt aus, die sowohl bei Anfängern als auch bei Experten großen Anklang finden. Darüber hinaus engagiert sich Professor Wedel in der Mitarbeit an diversen Leitlinien mit DGAV-Beteiligung (z.B. Divertikelkrankheit, intestinale Motilitätsstörungen, Reizdarmsyndrom) und beim jährlichen DGAV Chirurgie Update.

Als geschätzter Referent auf nationalen und europäischen chirurgischen Kongressen und Autor von zahlreichen Beiträgen für chirurgische Fachbücher und Originalpublikationen trug Professor Wedel maßgeblich dazu bei, die Bedeutung der makroskopischen Anatomie für die Chirurgie hervorzuheben und mit didaktischem Engagement und Elan der nachwachsenden Generation von Chirurginnen und Chirurgen zu vermitteln. Für dieses besondere Engagement und all die Arbeiten zur Veranschaulichung der chirurgisch wichtigen Anatomie und Makropathologie für unser Fach dankt ihm die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie ganz herzlich und verleiht Herrn Prof. Wedel auf dem Viszeralmedizin 2024 die Rudolf-Pichlmayr-Medaille in Silber.

Ehrenmitgliedschaft der DGVS

Prof. Dr. Jürgen Schölmerich, Hofheim

Mit Prof. Dr. Jürgen Schölmerich ernennen wir einen herausragenden, national und international anerkannten Wissenschaftler und Arzt zum Ehrenmitglied der DGVS. Nach dem Studium der Medizin und Mathematik in Heidelberg und Freiburg war er zunächst als Assistenzarzt in der medizinischen Universitätsklinik in Freiburg tätig, wo er sich im Jahr 1984 habilitierte.

Es folgten mehrere Forschungsaufenthalte an der University of California in San Diego. Von 1987-1991 war er Universitätsprofessor und Oberarzt in Freiburg. 1991 folgte er dem Ruf nach Regensburg, wo er von 1991-2010 als Ordinarius für Innere Medizin und Direktor der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I tätig war.

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Er war auch langjähriger Ärztlicher Direktor des Klinikums der Universität Regensburg. Von 2010-2019 war er als Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Frankfurt/ Main tätig.

Seine wissenschaftlichen und klinischen Schwerpunkte lagen in der Erforschung der Wirkung von Gallensäuren auf Leberzellen, dem besseren Verständnis der Darmbarriere und deren Bedeutung bei CED, der Diagnostik und Therapie der CED sowie der Leberzirrhose und ihrer Komplikationen.

Jürgen Schölmerich war nicht nur Gastroenterologie und Internist, sondern auch Intensivmediziner und hatte ein großes Interesse an der Infektiologie, Endokrinologie und Rheumatologie. Neben seiner langjährigen klinischen und wissenschaftlichen Tätigkeit war er in verschiedenen wissenschaftlichen Gremien und Fachgesellschaften aktiv, unter anderem im wissenschaftlichen Beirat der Bundesärztekammer, als Vizepräsident der DFG, Präsident der internationalen Organisation for the Study of Inflammatory Bowel Diseases (IOIBD) und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM). Er ist Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. Im Jahr 2015 wurde er zum Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) ernannt und im Jahr 2023 wurde ihm die Leopold-Lichtwitz-Medaille der DGIM verliehen.

Ehrenmitgliedschaft der Sektion Endoskopie

Prof. Dr. med. Friedrich Hagenmüller, Hamburg

Prof. Dr. Friedrich Hagenmüller ist ein Pionier der erste Stunde im Bereich der flexiblen Endoskopie, der an allen seinen Wirkungsstätten tiefgreifende Spuren hinterlassen hat. Nach seinem Medizinstudium an der Universität Frankfurt und  der Friedrich Alexander Universität Erlangen von 1966 bis 1972 begann er 1973 als Assistenzarzt zunächst am Uniklinikum Essen und dann am Klinikum Barmbek in Hamburg, wo ihn der Weg in den Bereich der Inneren Medizin und insbesondere der Gastroenterologie führte.

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Als langjähriger enger Mitarbeiter von Prof. Dr. Meinhard Classen trug er wesentlich zur klinischen Entwicklung der flexiblen Endoskopie bei und prägte die Endoskopie-Abteilungen am Klinikum Barmbek in Hamburg, der Universitätskliniken in Frankfurt und vor allem am Klinikum Rechts der Isar der Technischen Universität München. Hier fungierte er von 1985- 1990 als Leiter der Endoskopie und war für die breite nationale und internationale Wahrnehmung dieser Abteilung und deren überregionalen Ruf als Innovations- und Ausbildungsstelle mitverantwortlich.

Nach seiner Habilitation 1987 übernahm er 1990 die chefärztliche Leitung der 1. Medizinischen Klinik der Asklepios Klinik Altona, die er bis 2010 leitete. Hier gründete er zusammen mit Prof. Soehendra und Prof. Wurbs den Endoclub Nord. Dieses internationale Forum ist inzwischen eine der bedeutendsten Live-Kongress Veranstaltungen für den Austausch und die Fortbildung im Bereich der gastrointestinalen Endoskopie. Jedes Jahr versammeln sich hier Fachleute aus der ganzen Welt, um neueste Forschungsergebnisse, Techniken und Erfahrungen auszutauschen und zu demonstrieren. Der Endoclub Nord ist damit nicht nur ein Ort der Wissensvermittlung, sondern auch eine Quelle der Inspiration und der kollegialen Zusammenarbeit. Im Rahmen der internationalen Tätigkeiten fungierte er von 1996 bis 1998 als Präsident der European Society of Gastrointestinal Endoscopy (ESGE). Er wurde zum Präsident der Deutschen Gesellschaft für Endoskopie und Bildgebende Verfahren (DGEBV) gewählt und gestaltete den Jahreskongress 2000. Prof. Hagenmüller gründete die Hamburger Arbeitsgemeinschaft für Gastroenterologie und war lange Jahre deren Vorsitzender. Für seine außergewöhnlichen Verdienste für die Endoskopie wurde er 2007 zum Ehrenmitglied der American Society for gastrointestinal Endoscopy (ASGE) ernannt.

Aber es sind nicht nur diese Aktivitäten und Posten, die Prof. Dr. Hagenmüller so auszeichnen. Seine Rolle als Vorbild, Lehrer und Mentor kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Mehrere Generationen seiner Schülerinnen und Schüler haben durch seine Anleitung und Inspiration die Gastroenterologie und die flexible Endoskopie weiter vorangebracht und erfolgreiche Karrieren eingeschlagen. Seine außergewöhnlichen didaktischen Fähigkeiten, gepaart mit seinem Humor, seiner menschlichen Wärme und seinem Engagement, haben ihn zu einem menschlichen Vorbild gemacht. Gerade diese Anerkennung auch von jungen Kolleginnen und Kollegen und die Mischung aus Fachwissen, pädagogischem Geschick und menschlicher Empathie machten ihn zu einem so geschätzten Lehrer und Kollegen.

Die Ernennung zum Ehrenmitglied der Sektion Endoskopie der DGVS ist eine Würdigung und Anerkennung all dieser Leistungen. Sie würdigt seine herausragenden Beiträge zur Weiterentwicklung der Endoskopie, seine Rolle als Lehrer und Mentor und seine unermüdliche Arbeit zum Wohle der Patienten.

Ehrenmitgliedschaft der DGAV

Prof. Richard John „Bill“ Heald, Lissabon (Portugal)

Prof. Bill Heald (1936) schloss sein Studium an der Universität Cambridge mit einem First ab und erwarb später den Master of Surgery (MChir). Derzeit ist er emeritierter Professor an der Universität Southampton und Vorsitzender der European Academy of Robotic Colorectal Surgeons sowie Gründer der Pelican Cancer Foundation, Basingstoke Hospital, UK. Zudem ist er Vorsitzender des Darmkrebs-Programms am Champalimaud-Institut in Lissabon, und pendelt zwischen Portugal und dem Vereinigten Königreich als internationaler Dozent für Darmkrebs und Lehrer für operative Techniken inkl. der laparoskopischen und robotergestützten Chirurgie.

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Er war 12 Jahre lang Mitglied des Rates des Royal College of Surgeons, er wurde zum Präsidenten der Sektion für Koloproktologie der Royal Society of Medicine und der Association of Coloproctology of GB and Ireland gewählt. Er ist Ehrenmitglied des American College of Surgeons, der American Society of Colon & Rectal Surgeons und des Royal College of Surgeons in Irland. Seine weltweiten Ehrungen würden hier den Rahmen sprengen. Zu den jüngsten Auszeichnungen gehören der BASO Ronald Raven Lifetime Achievement Award, die Große Silbermedaille des Karolinska-Instituts in Schweden und der königliche Orden des Polarsterns für besondere Verdienste um die schwedische Krebschirurgie, verliehen von König Carl Gustaf von Schweden.

Prof. Bill Heald ist der Vater der totalen mesorektalen Exzision (TME), die heute als chirurgische Standardtechnik mit der Dissektion entlang der avaskulären „heiligen“ Ebene (Heald’s „holy plane“) zur Behandlung von Rektumkarzinomen gilt. Diese wurde von ihm erstmals 1982 am Basingstoke District Hospital, UK, beschrieben. Die Rektumkarzinomchirurgie ist heute eng verbunden oder gleichgesetzt mit der TME und wird in Publikationen und Leitlinien als die zwingend zu fordernde Operationstechnik zur Vermeidung des Lokalrezidivs und besserem Überleben der Patienten genannt.

Prof. Bill Heald war über hunderte Male in Deutschland und hat durch seine inspirierenden Vorträge und Operation-Workshops zur Verbreitung der TME in der deutschen Viszeralchirurgie beigetragen. Für dieses besondere Engagement und insbesondere für die Verbundenheit mit den deutschen Viszeralchirurg*innen verleiht ihm die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie auf der Viszeralmedizin 2024 die Ehrenmitgliedschaft der DGAV.